sera Stellungnahme zu anstehendem Verbot von Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS)

Sehr geehrte Kunden, sehr geehrte Anwender von sera Produkten,

in der Europäischen Union ist ein umfassendes PFAS-Verbot geplant. PFAS sind Per- und Polyfluoralkylsubstanzen, die sich aufgrund ihrer Persistenz in der Umwelt anreichern. Ziel des Verbots aus Sicht der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) ist es, die Freisetzung von PFAS in die Umwelt drastisch zu verringern.

Die ECHA hat den von Deutschland, den Niederlanden, Schweden, Norwegen und Dänemark eingereichten Beschränkungsvorschlag von PFAS unter folgendem Link veröffentlicht:
echa.europa.eu/de/restrictions-under-consideration/-/substance-rev/72301/term

Das Problem bei dem eingereichten Beschränkungsvorschlag ist, dass er eine sehr allgemeine und viel zu umfassende Definition der PFAS beinhaltet. Eine ökotoxikologisch und ökonomisch sinnvolle Differenzierung innerhalb dieser Stoffklasse sieht er nicht vor, was insbesondere bei den Fluorpolymeren fatale Folgen für die Wirtschaft innerhalb der EU hätte.

Die eingereichte Beschränkung würde bedeuten, dass 18 Monate nach deren Inkrafttreten die Herstellung, die Verwendung und das Inverkehrbringen (inkl. Import) von Fluorpolymeren und Erzeugnissen daraus verboten sind. Darunter fallen alle Fluor- und Perfluorkunststoffe und alle Fluor- und Perfluorelastomere, die für viele Industriezweige unverzichtbare, alternativlose Materialien sind.

Für sera als einem der weltweit führenden Hersteller von Dosierpumpen und Kompressoren würde dies bedeuten, dass etliche Materialvarianten für unser Produktportfolio und sonstige Komponenten wegfallen, da es derzeit keine gleichwertige Alternative gibt, die die chemische Beständigkeit und Hitzebeständigkeit von Fluorpolymeren erreichen kann. Das geplante PFAS-Verbot der EU könnte unser Geschäft in den Branchen Wasser- und Abwasseraufbereitung, Öl und Gas, Chemie und Energie erheblich gefährden.

Dies betrifft allerdings nicht nur uns und unsere Kunden, sondern auch unsere Wettbewerber und alle Planer, Hersteller und Betreiber produktionstechnischer Anlagen.
Alle produktionstechnischen Anlagen, in denen entsprechende Fluide transportiert werden, könnten dann innerhalb der EU nicht mehr betrieben werden. Lediglich bereits in Verkehr befindliche Erzeugnisse aus Fluorpolymeren dürften weiterhin verwendet werden.

Wir empfehlen daher allen Kunden und Anwendern von unten genannten Materialien, die zum eingereichten Beschränkungsvorschlag laufende Konsultationsphase auf der ECHA-Webseite zu nutzen, um Kommentare, Kritik und Gegendarstellungen bei der ECHA einzureichen.

Die Konsultationsphase startete am 22.03.2023 und endet am 25.09.2023. Da allerdings die sogenannte "1st deadline for comments on Annex XV report" gerade für kleine und mittlere Unternehmen die wichtigste Phase ist, empfehlen wir, dies möglichst bald zu tun.
 

Das Inkrafttreten des Verbots ist für Ende 2025 geplant.

Neben vielen weiteren wichtigen Anwendungen von Fluorpolymeren ist die unverzichtbare, z.T. universelle chemische Beständigkeit unten aufgeführter Materialien im eingereichten Anhang-XV-Dossier völlig unterrepräsentiert. Außerdem hätte man die Fluorpolymere von den viel kritischeren niedermolekularen PFAS anhand der Molekülgröße (Kettenlängen) abgrenzen und komplett aus dem Beschränkungsvorschlag herausnehmen können.
Beispiele von Kunststoffen und Elastomeren, die nach dem geplanten PFAS-Verbot in der EU nicht mehr verfügbar wären:

Fluorkunststoffe
PVDF (Polyvinylidendifluorid)
ETFE (Ethylen-Tetrafluorethylen-Copolymer)

ECTFE (Ethylen-Chlortrifluorethylen-Copolymer)

Perfluorkunststoffe 
PTFE (Polytetrafluorethylen)

FEP (Tetrafluorethylen-Hexafluorpropylen-Copolymer)

PFA (Tetrafluorethylen-Perfluoralkoxyvinylether-Copolymer)

Fluorelastomere
FKM (=FPM) Fluorelastomer (bekanntester Handelsname (Basispolymer): Viton.)

FKM+ (Fluorelastomer mit Ethylen- oder Propylen-Comonomeren)

FEPM (Fluorelastomer mit Ethylen- oder Propylen-Comonomeren, bekannteste Handelsnamen (Basispolymer): Viton Extreme, Aflas)

FVMQ (Fluorsiliconelastomer )

 Perfluorelastomere 
FFKM (Perfluorelastomer / Bekanntester Handelsname: KALREZ)

Diese Information gibt unseren aktuellen Kenntnisstand wieder.

Zudem haben wir uns als sera dazu entschlossen, uns parallel mit unseren Lieferanten auf den Weg zu machen, alternative Werkstoffe zu entwickeln. Wir sind guten Mutes diese Alternativen schnellstmöglich testen zu können und bis Ende 2025 in die Serienreife für unsere Produkte überführen zu können

Über den aktuellen Stand der Entwicklung informieren wir Sie gern.